23.01.2022
Estadio Municipal Nuevo Matapinonera
Primera Division RFEF Grupo 1
Zuschauer: ca. 500
Deutschland im Januar 2022.
Nicht leicht haben es in diesen Zeiten all diejenigen, die
dem Fußballsport gerne live vor Ort im Stadion frönen. Faktisch hat man nur die
Wahl zwischen einigen Testkicks auf tristem Kunstrasen oder man hat das „Glück“, Einlass zu einem Spiel der ersten
drei Ligen zu erhalten und dies gemeinsam mit einer drei- oder niedrigen
vierstelligen Zahl zu schauen. Spaß macht das allerdings nicht und so ist man
ständig auf der Suche nach Orten, die in diesen Zeiten etwas die coronageplagte
Seele besänftigen können.
Spanien ist so ein Ort, denn unter anderem dank hoher
Impfquote (und vielleicht etwas weniger „German-Angst“) ist man dort schon
weiter als wir und erarbeitet bereits Konzepte, Corona wie eine Grippe etc. zu
betrachten.
Gut so, denn weg kriegen wir den Mist wohl eh nicht mehr.
Zu 75% dürfen die Stadien ausgelastet werden und mit dieser
Zahl kann man ganz gut arbeiten, wenn man bedenkt, dass im iberischen Königreich
ganz großzügige Schüsseln stehen. Passenderweise haut Iberia ganz faire
Ticketpreise zu ganz guten Zeiten raus und so waren für Gerrit und mich schnell
die Flüge ab Düsseldorf gebucht. Für den ambitionierten Stadionsammler war es
eigentlich ein ganz feines Wochenende, denn so bot sich die Möglichkeit alle
drei großen Vereine der Hauptstadt binnen zwei Tagen wegzukloppen.
Atletico am Samstag, Real und Rayo ließen sich am Sonntag
doppeln, etwas unterklassiger Bumms konnte wahlweise drumherum gebastelt
werden.
Real wurde vor Jahren schon von mir besucht und zudem musste
man montags wieder zwingend auf der Arbeit antanzen, aber nach Madrid (und dann
auch zu Rayo) komme ich sicher halbwegs zeitnah eh nochmal.
Gerrit hatte dann auch wohl kein Bock, den Sonntag alleine in
Madrid zu verbringen, sodass es für uns zwei nur auf einen 24-Stunden-Trip
hinauslief.
Springen wir also etwas zeitlich nach vorne und landen direkt
mal am Airport Madrid, wo die angenehmen Temperaturen um 11 Grad und
wolkenloser Himmel ein willkommenes Kontrastprogramm zum Grau in Grau in Almanya
bilden.
Nach kurzen Check-In im flughafennahen Hotel (Hostel Viky)
gings auch direkt weiter in die nördlich von Madrid gelegene Vorstadt namens
San Sebastian des los Reyes, wo der Drittligist UD San Sebastian de los Reyes
(von dem Einheimischen nur „Sanse“ genannt) um 17 Uhr gegen den Ball kicken
sollte. Für sehr, sehr unverschämte 25 Euro gibt es eine Eintrittskarte in Form
einer sehr, sehr unattraktiven Plastikkarte und auf den Schock wird sich zur
Beruhigung erstmal ein gezapftes Mahou-Pivo reingezimmert.
Gerüchten zufolge bezahlen Einheimische nur 15 Euro, was
durch mich noch nicht verifiziert werden konnte; sollte es aber so sein, ja
schon in Richtung „Fremdenfeindlichkeit“ geht.
Aber vielleicht tue ich hier auch dem Verein Unrecht, denn
zumindest kamen wir auf der 3.000er-Tribüne schnell in Kontakt mit einer Gruppe
Einheimischer.
Der Mob war ein lockerer Freundeskreis aus Ü40ern samt
Ehefrauen und Kindern und man zeigte sich verwundert und freudig zugleich, dass
Besuch aus Deutschland zu diesem Hafer vorstellig wurde.
Zum Glück konnte zumindest einer aus der Truppe halbwegs
passables Englisch und im weiteren Verlauf wurde es gar kurios. So wurde man
irgendwann gebeten, irgendeinen „vereinspatriotischen“ Satz in die laufenden
Handykamera zu sprechen (gleichsam als würde ich in Meppen einen Spanier darum
bitten „Der SVM ist der größte Verein der Welt!“ in die Kamera zu plärren“),
sodass auch die Daheimgeblieben von Besuch aus Nordwestdeutschland erfuhren.
Irgendwann hatte ich dann sogar die Frau unseres neuen Freundes am Handy, die Kommunikation
scheitere dann aber recht schnell an der Sprachbarriere. Irgendwie wurde man am
Folgetag dann noch zum Stierkampf eingeladen, was hier wohl recht populär ist.
Abgesehen, dass es zeitlich nicht passte, käme ich nie auf die Idee, Tradition
hin oder her, diese Tierquälerei durch meine bloße Anwesenheit in irgendeiner
Form zu unterstützen, aber danke für die Einladung!
Hier ist was los, sag ich euch.
Naja, vermutlich war alles interessanter als dem Spiel zu folgen, denn der Heimverein kam mit 0:7 arg unter die Räder. Ganz netter Auftakt, weiter geht’s.