BEC Tero Sasana FC – Buriram United FC
2:0
12.10.2014
Ligapokal-Finale
Suphachalasai – Stadion
Zuschauer: 21.000
Exbir weist ja durchaus
dann und wann mal auf den ein oder anderen Schnapper hin, so zum Beispiel auch
darauf, dass Emirates immer mal wieder günstige Tickets in den asiatischen Raum
raushaut. Als ich meine Freundin dann eines Abends auf die ein paar Stunden
zuvor entdeckte Aktion ansprach, entwickelte sich in etwa folgender Dialog:
„Du, bei Exbir war heute ein Link zu günstigen Flügen nach Bangkok drin.“
„Hab ich auch gesehen, aber direkt weitergescrollt. Wir waren dich erst über
Neujahr weg.“ (Anmerkung: in Vietnam, leider ohne Spiel, abgesehen von
irgendeinem Hobbyligaspiel in Ho-Chi-Minh- City. Zwar über 90 Minuten, dafür
auf Kunstrasen, Teammitglieder zum Teil über 50, Trainer oberkörperfrei mit
Zigarette im Maul und schier unmöglich, die Namen der Teams ausfindig zu
machen. Nee, über solchen Bums schreib ich nix. Länderpunkt gilt auch weiterhin
als umgemacht. So viel Korrektheit muss schon sein).
„Ja, stimmt schon. Aber wir wollten doch immer schon mal hin und wenn nicht
jetzt, wird's dich nie was.“
„Nagut, mach den Laptop nochmal an......“
Resultat des ganzen: Etwa eine Stunde später waren zwei Flüge zu genau 504 Euro
Frankfurt - Bangkok via Dubai gebucht.
Mit dem inkludiertem Rail-and-Fly Ticket ging es also am Morgen des 6. Oktober
von Meppen Central Station mit nur einem Umstieg in Köln gen Frankfurter Airport,
welcher auch rechtzeitig erreicht wurde. Dabei hatten wir noch Glück, denn nur
zwei Tage später gingen die Bahnmitarbeitet mal wieder in Streik und wir hätten
wieder mal doof aus der Wäsche geguckt.
Geflogen wurde mit der Nobelairline Emirates, wobei der Auftakt jetzt gar nicht
so nobel war, denn zunächst stand man erst einmal mehr als eine Stunde sinnlos
am Boden rum und der Pilot faselte was von "technical problems" und
dass erst ein "engineer" kommen müsse. Der kam dann auch nach einer
gefühlten Ewigkeit und man war endlich startklar. Blöd nur, dass irgendeinem
der Passagiere nun einfiel, dass er keine Lust mehr hat und daher nicht mehr
mitfliegen wollte. Also musste noch das Gepäck dieses unmöglichen Querulanten
aus dem Gepäckraum gefischt werden, was zusätzlich Zeit in Anspruch nahm.
Irgendwann ging's dann
aber los und Emirates konnte durchaus gefallen, was ja nun auch nicht schwer
ist bei jemandem, der sonst nur Ryanair und Konsorten fliegt. Top Verpflegung,
top Entertainprogramm (insgesamt wurden die Filme Planet der Affen, Brave und
Captain America komplett geguckt und z. B. auch nach mehr als 20 Jahren mal
wieder Pacman gespielt. Grandios!!!).
Nach sechs Stunden Flug dann in Dubai gelandet und da man die acht Stunden
Aufenthalt über Nacht irgendwie entspannt rumkriegen wollte, wurde sich nach
einigem Hin- und Her in einen vorab via Internet reservierten „snoozecube“
eingemietet. Dabei handelt es sich um so etwas wie eine viereckige Box, in der
sich wahlweise außer ein oder zwei Betten (bzw. eher Matratzen) nichts
befindet.
Nagut, damit es nicht
ganz so trostlos wirkt, suggeriert einem die Tapete einen Blick aufs Meer.
Kitschiger geht‘s also kaum noch. Gebucht wird stundenweise und ist mit 26
Dollar pro Stunde in einer Doppelkabine auch nicht wirklich günstig. Trotzdem
wurden hier mal fünf Stunden sogar halbwegs schlafend verbracht, aber
grundsätzlich kann man es nur bedingt empfehlen. Klar, es ist dunkel und man
muss nicht Angst haben, beim Pennen von einem Reinigungswagen überrollt zu
werden, aber trotzdem war die Klimaanlage bzw. Lüftung megalaut und die kalte
Luft knallte direkt von der Decke in mein Gesicht. Also Ohrenstöpsel rein,
Kapuze über den Kopf und es geht halbwegs.
War wohl eher die Neugier, die uns hierher trieb und diesen Selbstversuch
durchführen ließ. Viel schlimmer ist's auch mit normaler Gammelei irgendwo in einer
ruhigen Ecke des Airports auch nicht. Ohne das Gefühl auch nur halbwegs erholt
zu sein, ging es also dann nochmals sechs Stunden in die Luft, ehe man gegen
frühen Abend Ortszeit in Bangkok landete.
Hier war dann noch ein
sinnloser Einreisewisch auszufüllen und nachdem einem kurze Zeit später beim
Verlassen der Abflughalle die schwülwarme Luft entgegenwehte, wusste man, dass
man weit weg vom herbstlichen Deutschland ist.
Um ins Zentrum Bangkoks
zu kommen, kann man entweder den Airport Railway für 90 Baht (40 Baht = ca. 1€
) nutzen, der einen in ca. 20 Minuten zur Skytrain Station „Phaya Thai“ befördert,
von wo dann die meisten relevanten Stellen der Stadt per eben diesem Skytrain
angefahren werden können. Hierbei handelt es sich ganz nebenbei um so etwas wie
eine oberirdisch verlaufende Stadtbahn, deren zwei Linien einen recht passablen
Bereich abdecken und eine gute Alternative zu den günstigen Taxis darstellen,
die aufgrund des oft dichten Verkehrs nur schleppend voran kommen. Ob der Bau
dieser Bahn nun dem Stadtbild gut getan hat, mag bezweifelt werden.
Um den Skytrain nutzen
zu können, kauft man entweder jede Fahrt einzeln, wobei die Preise entsprechend
der Strecke zwischen 15 und 45 Baht liegen oder erwirbt einen Tageskarte für
130 Baht, die bis Mitternacht zu beliebig vielen Fahrten berechtigt und meiner
Meinung nach am praktischsten ist.
Naja, lange Rede kurzer Sinn; wir haben nach kräfteraubendem Flug kein Bock
mehr, uns in einer unbekannten Metropole
per Zug zum Hotel durchzuschlagen und greifen aufs Taxi zurück. Kann man gut
machen, da man praktisch überall ein solches findet und die Fahrer per Gesetz
dazu verpflichtet sind, innerhalb Bangkoks mit Taxameter zu fahren, was sie
auch zumindest bei unseren Fahrten alle ohne Probleme taten und man so für die
knapp 30 Kilometer vom Airport zum Hotel auch nur knapp 300 Baht zahlte, was
gute 7 Euro sind. Fairer Preis, finde ich, zumal hier auch noch eine
Autobahngebühr und sonst noch irgendeine Gebühr hinzukommen.
Naja, unser Hotel lag dann irgendwie in einer Art Rotlichtviertel oder
vielleicht auch nur Rotlichtstraße, aber nachdem wir unser Gepäck kurz im
Zimmer abgeladen hatten, und uns bei
einer Pizza auf der Außenterrasse eines Restaurants stärkten ( ja, ich weiß, Pizza in Thailand zu essen ist recht asozial,
aber es sollte das einzige Mal bleiben und das leckere Thaifood wurde zu Genüge
getestet).
Auf
jeden Fall konnte
nun aus dem Sessel heraus die ganze Freakshow beobachtet werden, die
sich hier unseren schockierten und übermüdeten Augen
bot.
Wie ein einer
schlechten RTL 2-Reportage liefen hier lüsterne Ü60-Herren zum Teil ganz
abartig mit Unterhemd, abgeschnittener Jeans und weißen Tennissocken mit
maximal halb so alten und zum Teil wirklich hübschen Thaimädchen Hand in Hand
oder lungerten in den Outdoorbars die zahlreichen Liebesdamen an.
Mag es in den Hochburgen wie Pattaya oder so sicherlich noch drei Stufen derber
abgehen, fand ich‘s doch auch hier recht assig, sich so zu geben. Also nicht
mehr sehr lange diesem Schauspiel gefrönt und ab ins Bett.
Am nächsten Morgen wurde dann Bangkok auch vorerst wieder verlassen. Wer in
relativer Nähe zur Hauptstadt etwas Strand- bzw. Inselfeeling sucht, kann dies
- so wie wir - zum Beispiel auf der Insel Koh Samet finden. Von der Southern Bus
Station fahren hier Busse für faire 310 Baht return die rund drei Stunden zum
Fähranleger in Ban Phe, von wo aus es mit der Fähre auf die Insel geht. Hier
wurde dann an einem recht schönen Strand und Wasser mit Badewannentemperatur
einfach mal herrlich relaxt, ehe es am Samstag wieder nach Bangkok ging.
Sicherlich keine besonders schöne Stadt, die bis auf ein paar besuchenswerte
Tempelanlagen auch nicht sooo die krassen Sehenswürdigkeiten bietet, aber
trotzdem hat's mir hier gut gefallen, ohne genau sagen zu können, weshalb
überhaupt. Vermutlich die Mischung aus vielem, dem Gewusel der Großstadt, den
warmen Temperaturen, den Garküchen usw. Und ein paar Fußballclubs finden sich
hier ja auch noch. Etwas blöde Umstände ließen zwar nur einen Kick zu, aber
immer noch besser als nichts. Ursprünglich hielt der Spielplan noch zwei Partien
bereit. Muang Thong FC am Samstag sowie Zweitligist Bangkok FC am Sonntag, aber
rund zwei Wochen vorher wurde der komplette Spieltag der ersten Liga gestrichen
bzw. verlegt, aber als „Trost“ das Ligapokalfinale zwischen o. g. Teams
angesetzt. Der Kick von Bangkok FC fand gleichzeitig statt, war nun also keine
Option mehr.
Da ich keine Ahnung hatte, welchen Stellenwert der Ligapokal in Thailand hat
(in Deutschland gucke ich mir so etwas ja nicht mal im Fernsehen an) und ich
ebenso wenig Infos über den Austragungsort des Spiels finden konnte, schrieb ich
mal die Macher der sehr empfehlenswerten
Seite www.thai-fussball.com an, welche so auf 5.000-10.000 tippten und das Suphachalasai-Nationalstadion
nannten. Nationalstadion aber nur insofern, dass es das ehemalige
Nationalstadion ist, da ja mit dem Rajamangala Stadium etwas außerhalb unlängst
eine „neue“ Spielstätte der Nationalelf steht, wo seit 1998 die Spiele
ausgetragen werden. Im Suphachalasai finden somit nur noch die alljährlichen
Ligapokalfinals und sonstige unregelmäßige Spiele von zum Beispiel
Jugendnationalteams statt.
War jedenfalls von der
Lage her gut zu machen, ist dieses doch verkehrsgünstig an der Skytrainstation „National
Stadium" gelegen. Nur mit der Zuschauerzahl hatte man sich etwas
verschätzt, denn eine gute Stunde vor Spielbeginn herrschte am Spielort schon
ein wahnsinniges Gewusel an roten und blauen Trikotträgern.
Nach einiger Sucherei
fand man dann auch die scheinbar einzige Verkaufsschlange vor zwei geöffneten
Verkaufsluken. Ich stellte mich in die Schlange für Plätze auf der überdachten
Haupttribüne, im Zweifelsfalle wäre man hier vor einem eventuellen Regenschauer
sicher gewesen. Zwar befinden wir uns Mitte Oktober bereits am Ende der
Regenzeit, aber wenn es mal regnet, dann richtig und nach wenigen Sekunden ist
man nass bis auf die schmierige Unterhose.
Etwas erhöht lag dann
der Puls als einen Meter vor mir die Tribünentickets ausverkauft meldeten und
ich somit zu zwei Kurvenkarten zu je 100
Baht greifen musste. Egal, dann halt Kurve und um es vorweg zu nehmen; es blieb
zum Glück trocken. Im Stadion dann ein ganz cooles Bild, denn die Sympathien im
Stadion verteilten sich zu ziemlich im Verhältnis 50 zu 50, denn die aktiven
Fans beider Vereine fanden sich mittig der Geraden nur durch einen Pufferblock
getrennt ein und gerade der Anhang des Meisters aus dem rund 400 km entfernten
Buriram ließ bereits ganz nette Gesänge durchs Stadion hallen, dabei unterstützt
von mehr als einem halben Dutzend Trommlern, die ihr Handwerk verstanden und
mehreren Einpeitschern, die kurioserweise zum Teil in zwei Megafone
gleichzeitig sangen, um die schätzungsweise 300 Aktiven zu animieren.
Ein etwa gleiches Bild
etwa auf Seiten der Anhänger Tero Sasana, welches ein Bangkoker Stadtteilverein,
aber allerdings nicht die Nummer 1 in der Stadt ist, da diesen Posten dann doch
eher der Muang Thong United FC innezuhaben scheint. Trotzdem drückten vielen
Thailänder „ihrer Stadt“ dann heute die Daumen, wobei die akustischen Vorteile doch
eher bei Buriram lagen. Generell aber ganz cool, denn auch die Melodien waren
zu einem guten Teil unbekannt und vom Stil her irgendwie ne Mischung aus Europa
und Argentinien.
Asiens bzw. Thailands
Szene ist ja vielerorts eh noch in einer
Art Reifeprozess, denn gerade in Thailand sind viele Vereine noch recht jung
und die dazugehörigen Fangruppen erst recht. Wie in vielen anderen Bereichen
sind die Asiaten ja Meister im Kopieren und Abgucken, was sich sicher auch im
Supportstil niederschlägt. Youtube und Co. dürften hier beliebte Inspirationsquellen
sein, was ich gar nicht als grundsätzlich negativ empfinde, da sich ja jeder in
irgendeiner Weise im Netz inspirieren lässt und es das 100%ige Original
nirgendwo mehr zu finden gibt.
Ich denke jedenfalls,
dass die Entwicklung der Thailändischen Szenen noch längst nicht abgeschlossen
ist und sich ein regelmäßiger Blick auf diesen Prozess durchaus lohnen könnte.
Dinge wie Motivation, Enthusiasmus und Begeisterungsfähigkeit sind nämlich -
wie zum Beispiel heute gesehen- durchaus vorhanden. In einer spielerisch gar
nicht mal sooo schlechten und durchaus unterhaltsamen Begegnung stand es lange
0:0, ehe der Außenseiter aus Bangkok zwei Treffer erzielte und jeden, der heute
rot gekleidet war, in Begeisterung versetzte.
Die anschließende
Siegerehrung inkl. Feuerwerk bekamen wir nur noch aus der Entfernung mit, da
wir das Stadion kurz nach Abpfiff verließen, um noch ein wenig durchs MBK
Shopping Centrum zu schlendern. Gehört zu den größten Malls der Stadt und
gleicht auf den ersten Blick einem gewöhnlichen Kaufhaus, wie es auch in
Deutschland stehen könnte. Allerdings finden sich auf den oberen Ebenen dann
abgetrennt vom offiziellen Teil auch Bereiche, in den der Freund der
Markenpiraterie Freudensprünge machen dürfte, denn hier gibt‘s ganz
offensichtlich die neuesten Smartphones, Kameras, Uhren usw. angeboten. Alles
100% original, ist klar.
Naja, der Rest der Reise kurz zusammengefasst: die letzten zwei Tage noch ein
wenig Beach im rund 200 km entfernten Cha Am, ehe es am Mittwoch, den 15.10.
wieder über Dubai nach Deutschland ging.
Fazit: Cooler Trip, verbunden mit unzähligen neuen Eindrücken.