Singapur-Kambodscha 2:1

13.10.2015

National Stadium

WM- Qualifikation

Zuschauer: 7.413 (ca. 10 erkennbare Gästefans)

 

Dieser Kick bildete eigentlich schon den Abschluss der Herbstreise meiner Freundin und mir, denn zuvor verbrachte man u. a. schon zwei Tage in der malayischen Hauptstadt Kuala Lumpur, welche mir aber nicht sonderlich gefiel.

Außer den zugegeben gigantischen Petronas Tower-Zwillingstürmen und sehr, sehr freundlichen Bewohnern hat diese Stadt meiner Meinung nach außer zahlreichen Baustellen, Shoppingmalls, Lärm und Gestank nicht sonderlich viel zu bieten. Zudem hüllte ein nicht ganz gesunder Smog, den die Einheimischen nur als „Haze“ bezeichnen und welcher durch illegale Regenwaldbrandrodungen im nahen Indonesien und den eigenen Umweltsünden verursacht wurde, in eine milchige Dunstglocke.

Kein Ort also, um hier Wurzeln zu schlagen, sodass es als nächstes für 5 Tage auf die Insel Langkawi in ein Strandresort zum Entspannen ging. Hier gab es dann im
Gegensatz zum Moloch Kuala Lumpur Natur pur, da in diesem Resort die einzelnen Chalets in den Regenwald hinein gebaut wurden, so dass man morgens durch die Geräusche des Waldes geweckt wurde. Interessant auch eines Abends vom Balkon aus den Revierkämpfen einiger Affen zu folgen, wo dann auch ordentlich Hektik und "Gerenne" in den Baumkronen auszumachen war. Zu allem versuchten dort auch irgendwelche durchgeknallten Eichhörnchen (!!) mitzumischen, welche aber recht schnell die Laufschuhe schnürten und sich zurückzogen (um mal im Fußballjargon zu bleiben). Nachdem man sich hier gut erholt hatte, ging es mit Air Asia für knapp vier Tage auf Erkundungstour nach Singapur.

Der Stadtstaat wird nicht zu Unrecht oftmals als Einstiegsdestination für Asien-Neulinge bezeichnet, denn es ist für jemanden mit halbwegs soliden Englischkenntnissen nun wirklich nicht schwer, hier klarzukommen. Das aus sechs Linien bestehende Metronetz ist logisch und nachvollziehbar aufgebaut, die Menschen hilfsbereit und vor allem ist die Stadt im Verhältnis zu anderen asiatischen Großstädten sehr sauber. Nachvollziehbar, wenn an jeder Ecke jemand mit dem Besen steht, auf das Wegwerfen von Müll hohe Geldstrafen stehen und sonstige Dinge das Miteinander reglementieren.

Kleine Kostprobe? Eigeführt werden dürfen nur maximal 17 Zigaretten, auf die dann einzeln ein Stempel geknallt wird, wer mehr hat muss diese krass hoch versteuern. Das Gepäck wird daher auch nochmal extra durchleuchtet.

Kaugummis gibt's nur gegen ärztliches Rezept und homosexuelle Handlungen sind strafbar, auf Rolltreppen wird per Schild oder per Durchsage mitgeteilt, wie man wo zu stehen hat.

Zuwiderhandlungen werden zum Teil auch mit Stockhieben geahndet und wer beim Dealen mit Drogen etc. erwischt wird, wird im schlimmsten Fall um eine Kopflänge gekürzt. Naja, bisschen viel Reglementierung vielleicht, aber nichtsdestotrotz ist`s n geiles Fleckchen Erde und besonders die Gegend rund um Marina Bay hat bei Dunkelheit besonders gefallen. Apropos Reglementierung; dem Bernd scheint es zu gefallen. Nein, nicht wen ihr jetzt meint. Ich spreche vom Bernd Stange,  denn der  DDR-Veteran trainiert seit zwei Jahren Singapurs Nationalelf. Betrachtet man mal dessen Lebensstationen, so scheint er sich in leicht- bis schwertotalitären Systemen nicht so unwohl zu fühlen, denn neben dem Posten als Nationaltrainer der DDR und dem Nebenjob als kleiner Stasi-Spitzel, war er auch als Trainer in solch superliberalen Ländern wie Weißrussland oder auch Irak tätig.
Naja, mit Singapurs Nationalelf läufts jedenfalls so mittelmäßig. Die Tabelle vor diesem 5. Spieltag sah so aus, dass Japan die Tabelle anführt und wohl am ehesten 2018 in Russland dabei ist, während Syrien als Zweiter zwei Punkte vor eben Singapur steht. Danach folgen dann etwas abgeschlagen Afghanistan und der heutige bis dato tor- und punktlose Gegner aus Kambodscha.  Generell ist der Weg in Putins reich aber noch lang und beschwerlich, denn aus den 8 asiatischen Qualifikationsgruppen kommen die jeweilig ersten und die punktbesten Zweiten weiter in die 4. Qualirunde, wo dann tatsächlich erst das direkte Ticket nach Russland gelöst werden kann. Singapur hilft dabei eigentlich nur der Gruppensieg in dieser Runde, da andere Nationen in anderen Gruppen ein weitaus besseres Torverhältnis haben.

Das Zuschauerinteresse an der Nationalelf darf zumindest gelinde gesagt als "zurückhaltend" bezeichnet werden, was sicherlich auch daran liegt, dass Singapur ein ziemlicher Melting-Pot der Kulturen ist und viele Einwohner dann in erster Linie der Mannschaft aus China, Japan, Indien oder sonst wem die Daumen drücken.

Im heutigen Spiel, zu dem jeder Besucher noch einen schicken rotweißen „Singapore“-Schal in die Hand gedrückt bekam, war schnell klar, dass beide Länder nicht zur weltweiten Fußballelite gehören.  Zwar war bei Singapur teilweise so etwas wie eine reife Spielanlage zu erkennen, während der Gegner eher die hohe Kunst des Bolzens bevorzugte, aber insgesamt natürlich harte Kost für einen Fußballschöngeist wie mich. Die offiziellen 7.413 Zuschauer sind übrigens dreist gelogen und haben mich beim Wettspiel gegen meine Freundin ein Bier gekostet (ich 4.200, sie 4.700). Maximal 5.000 waren da, eher weniger, dafür aber immerhin ein kleines Grüppchen schräg hinterm Tor, das um Support bemüht war das mit Gesang und wirklich guten Trommelrhythmen auch für die geringe Anzahl gut hinbekam.