BSG Stahl Brandenburg – Brandenburger SC Süd 05    1:0

25.10.2025

Stadion am Quenz

Brandenburgliga

Zuschauer: 4.703 (ca. 350 Gäste)

 

Freunde,

ich hatte diesen Kick schon lange im Blick. Sehr konkret seit Sommer quasi, denn da stieg Stahl Brandenburg in die sechstklassige Brandenburgliga auf, wo der Stadtrivale vom

BSC Süd 05 bereits wartete.

Und da das Stadion am Quenz quasi zu den Must-Haves in jeder Groundliste zählt, war der Besuch zum heutigen Derby Pflichttermin.

Blaubacke, Berger und JanR sahen das genauso und so findet sich dieses Quartett am Samstagvormittag im Auto des Blaubacke ein und los geht’s gen Stahlstadt.

Ich mag ja Städte sehr, in denen die Geschichte und das Leben der Menschen sehr mit dem örtlichen Fußballverein verwoben sind. Hier in Brandenburg an der Havel ist es definitiv so, denn die sportlich erfolgreiche Zeit der BSG Stahl geht unisono einher mit der wirtschaftlichen Blütezeit der Stadt Brandenburg, die zu DDR-Zeiten ein bedeutender Standort der Schwerindustrie war.

Von 1984-1991 spielte der Verein in der DDR Oberliga. In der Saison 1986/1987 gar international im UEFA Pokal, wo man in der ersten Runde den nordirischen Vertreter FC Coleraine rauswarf, um dann in der 2. Runde gegen den späteren Titelgewinnet IFK Göteborg auszuscheiden.

Mit der Wiedervereinigung setzte dann aber der langsame Fall in die Bedeutungslosigkeit sowohl bei Stadt als auch bei Verein ein. Zwar spielte man 1991/1992 noch eine Saison 2. Bundesliga (wo man auch in zwei Spielen gegen den großen SV Meppen antrat), ehe es dann gepaart mit Insolvenz und allem ZippZapp abwärts ging.

Quasi parallel verlief der Niedergang der Stadt Brandenburg als Wirtschaftszentrum bis dann alles irgendwann sprichwörtlich am Arsch war.

Wenigstens im Sommer kehrte Stahl in die Sechstklassigkeit zurück, wo dann eben auch der Stadtrivale wartet, sodass es nach mehr als 20 Jahren wieder zum Aufeinandertreffen im Ligafußball kommt. Das ist schon irre!

Springen wir also ins Hier und Jetzt. Samstag, der 25.10.2025, Brandenburg/Havel, irgendwas um die Mittagszeit. Derbytime!

 

Angekommen am Stadion am Quenz fühlt es sich tatsächlich an als sei man in eine Kapsel gestiegen und in die 1980er-Jahre in die DDR gereist.

Das gesamte Ambiente versprüht eindeutig Fußball-Ostalgie-Charme. Überall kleine Grüppchen mit Sonnenbrillen (bei miesem Herbstwetter) und Joggern, der Süd-Mob bewacht von reichlich Polizei hinterm Gästeblock an der Hauptstraße, das Stadion ist eine feine weitgehend erhalten gebliebene Oldschool-Bude.

Feuchter Traum eines jeden Stadionliebhabers sind ohne Zweifel Haupttribüne, Sprechertum und Anzeigentafel, abgerundet durch Stehränge mit Wellenbrechern in den Kurven sowie eine überdachte Sitzplatztribüne auf der Geraden.

Kurzum ein wunderschönes Stadion. Leider wurden die markanten Flutlichtes vor Jahren abgerissen, die Dinger wären ansonsten die Kirschen auf der Torte mit Sahne.

Schaue ich von meinem Standort nach links, so steht dort ein ca. 300 Mann/Frau starker Mob von Süd, unterstützt von Freunden aus Weimar und Babelsberg (?).

Jung, ultraorientiert und politisch klar links/antirassistisch.

Schaue ich nach rechts so steht dort der zahlenmäßig um knapp doppelte überlegene Stahl-Mob, der eindeutig „oldschool“ ist, was nicht zuletzt an den reichlich vorhandenen Zaunfahnen-Schätzchen, den stilecht getragenen Kutten, Bomberjacken, Jeansjacken und NewBalance, AdidasZX-Tretern deutlich wird. Vom Altersschnitt könnten viele zweifelsohne die Eltern der gegenüberstehenden Süd-Fanaticos sein.

Zu Spielbeginn geizen beide Seiten nicht mit Pyro und lassen das längst erloschene Feuer des Stahlwerkes wieder brennen. Stahl erinnert derweil per Banner „Von Coleraine bis Göteborg, überall hat man unsere Farben gesehen“ an die erfolgreiche Vergangenheit.

Die Unterschiedlichkeit neuer Fanlager spiegelt sich dann auch im Support wider, denn während der rotweiße Anhang eher die melodische Ultraschiene fährt, so setzt der blauweiße eher auf knackige Schlachtrufe a la „Stahl Feuer!“ und „Südschweine raus“.

Letztlich hat das Derby alles, was ein Derby so ausmacht. Rudelbildungen auf dem Platz. Je eine Rote Karte je Team. Spruchbänder mit beidseitig beleidigendem Inhalt und vor allem bei Stahl immer wieder bisschen Einsatz von Pyro, auf den Straßen vor und nach dem Spiel die Lage offenbar frei von Gewalt.

Tor des Tages schoss Stahls Benjamin Nwatu, der ausgerechnet heute seinen Geburtstag feiert.

Herzlichen Glückwunsch in doppelter Hinsicht!!

Wir vier waren jedenfalls nach Schlusspfiff gut zufrieden und machten uns – in der Ansicht, dass sich die Fahrt hierher gelohnt hat - auf den 4,5 stündigen Heimweg.

Stahl Feuer!