Stoke City FC – Chelsea FC 1:0
07.11.2015
Premier League
Britannia Stadium
Zuschauer: 27.550 (ca. 3000 Gäste)
Die Tickets fürs Match
in Stoke-On Trent hatten wir uns frühzeitig telefonisch übers Ticketoffice des
Vereins gesichert. Mit 40 Pfund je Karte sicherlich nicht ganz günstig, aber
ist halt Premiere League und am Ende war‘s dann auch bis auf ganz wenig freie
Einzelplätze ausverkauft.
Zum einem Spiel des Stoke City FC wollte ich eh immer schonmal, ohne genau zu wissen, warum überhaupt ;-).
Irgendwie schwirrte bei dem Namen Stoke-on
Trent immer das Bild einer tristen grauen Stadt in den Midlands in meinem Kopf
herum (sicherlich auch angefeuert durch die Football Factories Episode mit
Danny Dyer) und sowas finde ich dann im Zusammenhang mit Fußball immer geiler
als so geleckte Schickimicki-Metrosexuelle-Lackaffen-Städte wie München oder
sowas.
Die triste
Industriestadt war es dann aber auch vom Allerfeinsten; hab irgendwie keine
einzig ansprechende Ecke gefunden, aber um ehrlich zu sein, hab ich die aber
überhaupt noch nie irgendwo in England gefunden :-) Naja, muss wohl tatsächlich
mal nach Cornwall oder so, um mein verquertes Bild wieder geradezurücken.
Naja, nun aber erstmal
Stoke-on Trent gegen Chelsea. Der Bonzenclub aus London spielt eine denkbar
schlechte Saison und muss eher in Richtung Abstiegsplätze schielen, statt sich
über internationale Plätze Gedanken zu machen. Die Potters, wie das Heimteam
auch genannt wird, ist tabellenplatzmäßig auch nur ein paar Punkte besser
platziert, doch sind auch hier Ansprüche und finanzielle Möglichkeiten andere.
Im Übrigen fährt man hier die Strategie, mit einer ganzen Reihe
Ex-Bundesligaprofis zum Erfolg zu kommen. Diouf (Hannover), Wollscheid
(Leverkusen), Shaqiri ( Bayern) und nicht zuletzt Ex-Werderaner Marco „ich kann
dein Leben kaufen" Arnautovic verdienen hier mittlerweile ihr monatliches
Entgelt.
Eben jener Arnautovic
spielt dann auch so arrogant, wie er eben ist, kriegt nicht viel auf die Reihe,
doch steht nach schöner Vorarbeit von Shaqiri (bester Mann auf‘m Platz)
goldrichtig und versenkt per sehenswertem Seitfallzieher zum 1:0 Endstand. Das
Publikum natürlich aus dem Häuschen und der ein oder andere typisch britische
Chant schallt lautstark und sogar länger als 5 Sekunden durchs Stadion, dabei
kommen Hohn und Spott in Richtung des Gästetrainers José Mourinho, der irgendwo
auf der Tribüne eine Strafe absitzt, nicht zu kurz. Ohne mich allzu sehr aus
dem Fenster lehnen zu wollen, aber insgesamt das stimmungsvollste bis dato in
England gesehene Spiel. Hat definitiv Spaß gemacht!
Nach Abpfiff entschwand
das bis auf die gut 3.000„Blues“ zufriedene Publikum in alle Himmelsrichtungen
und auch wir liefen irgendwann mit kurzem Zwischenstopp im 24-Stunden-Tesco-Supermarkt
zu unserer - nach eigener Einschätzung unmittelbar einsturzgefährdeten -
Unterkunft und fühlten uns dabei ein bisschen wie in einer Silvesternacht.
Grund: die Engländer feiern jedes Jahr Anfang November den sog. „Guy Fawkes Day“
(ja genau, der Typ, dessen Gesicht die Masken der Occupy-Bewegung oder auch von
Anonymous ziert). Gedacht wird an diesem Tagen den von eben Mr. Fawkes und
seinen Kumpanen geplanten, aber vereitelten Sprengstoffattentaten auf das
britische Parlament im Jahre 1605.
Zu der Frage, wie
damals mit geschnappten Attentätern umgegangen wurde, schreibt Wikipedia allerdings
wenig Delikates: Guy Fawkes und der eingelagerte
Sprengstoff wurden dann vom Friedensrichter
Thomas Knyvet am Morgen des 5. November bei einer Inspektion der Keller unter
dem Parlament entdeckt. Unter Folter bekannte der in den Tower
gebrachte Fawkes sein geplantes Verbrechen und nannte auch seine
Mitverschwörer, die am 30. Januar 1606 durch Hängen, Ausweiden und Vierteilen
hingerichtet wurden. Einen Tag später sollte auch Guy Fawkes hingerichtet
werden. Er verkürzte die Strafe, indem er kurz vor dem Hochziehen mit der
Schlinge um den Hals vom Galgenpodest sprang und sich das Genick brach.
Nicht schön sowas und so ging es nach mäßig angenehmer Nachtruhe (Matratze viel zu dünn und das Fenster ließ sich nicht richtig schließen, dazu noch Straßenlärm) vom Airport Manchester aus wieder heimwärts.