SV Eintracht Trier 05 – SV Stuttgarter Kickers

14.06.2022

Moselstadion

Aufstiegsspiel zur Regionalliga Südwest

Zuschauer: 8.300 (ca. 1.000 Gäste)

 

 

Manchmal ergeben sich unerwartet Gelegenheiten, bei denen man nicht lange zögert und sich schnell an die Planung macht.

Das oben gennannte Spiel ist ein schönes Beispiel dafür, denn Mitte Juni sind die wirklich packenden Spiele eher rar gesät und so kam es ganz gelegen, dass Eintracht Trier, Stuttgarter Kickers und Eintracht Stadtallendorf den direkten Aufstieg in die Regionalliga Südwest verpassten und somit den letzten freien Platz in einer kleinen 3er-Ausftiegsrunde ausspielen mussten.

Trier und die Kickers erledigten ihre Hausaufgaben vorbildlich und fegten die Stadtallendörfer mit 5:0 bzw. 3:0 vom Platz.

So kam es also am heutigen Dienstag zum Entscheidungsspiel, wobei Trier aufgrund der besseren Torverhältnisses ein Unentschieden reichen würde. Um es vorweg zu nehmen; es war ein Finale, welches die Erwartungen voll erfüllte und ich froh war, diesem Schauspiel entspannt als neutraler Beobachter beiwohnen zu können. Mein Herz, ihr wisst…..

 

Das Ticket auf der Haupttribüne (20 Euro) war schnell online geordert, wenig später war aber auch schon die Tribüne sold out und am Abend vor dem Spiel das komplette Stadion.

8.300 Zuschauer füllten die Hütte pickepackevoll und dies wohlgemerkt in Liga 5. Respekt und ein Zeichen dafür, dass praktisch beide Vereine in die Regionalliga gehören. Mindestens!

Letzte Frage nun nur noch: Wie die knappe 400 km anreisen? Die Bahn konnte nicht wirklich helfen, denn es scheitere a) an einer zeitlich einigermaßen realistischen Rückkehruhrzeit und b) letztlich auch preislich. Eine Reise mit dem 9-Euro-Ticket hätte mich körperlich und seelisch vermutlich an nie erlebte Grenzen gebracht.

Der rote Rennford blieb somit abermals alternativlos, was bei Spritpreisen jenseits von 2 Euro/Liter zwar auch nicht fetzt, aber glücklicherweise fand man über eine entsprechende Facebook-Gruppe noch zwei Mitfahrer (1x BO, 1x DO), welche man in Bottrop einsammelte und welche sich als recht angenehme Zeitgenossen herausstellten, sodass die An- und Abreise nicht ganz so kostenintensiv und vor allem nicht langweilig wurde.

Verabredet war man in Trier überdies mit Andrin, welchen man nebst Kumpel gegen frühen Nachmittag im Zentrum der durchaus schönen Stadt an der Mosel traf und wir fortan zu fünft der Dinge harrten, die da kommen sollten.

Die aktive Szene aus Trier versammelte sich bei überaus schönem Wetter ab 15 Uhr an der Porta Nigra, um von dort aus eine knappe Stunde später die kurze Strecke zum Stadion zu laufen. Wir beobachteten den Tross aus einer Art „asiatischem Biergarten“ und waren uns einig, dass es nach so vielen Jahren Oberliga-Tristesse auf jeden Fall Respekt bedarf, seine Fanszene am Leben zu erhalten.

Wenig später folgten auch wir und am Stadion trennten sich unsere Wege kurz vor Anpfiff. Die beiden Ruhrpottler in den Stehplatzbereich hinterm Tor, Andrin und Lukas auf die Tribüne, ich ebenfalls Tribüne, aber anderer Block.

Das durchaus in die Jahre gekommene Moselstadion war bis zum Platzen gefüllt und da war es wieder…. Dieses unbeschreibliche Gefühl, welches aufkommt, wenn eine ganze Stadt hinter ihrem Verein steht und jeder weiß, dass heute Großes passieren wird. Fußballatmosphäre in Reinform. Unverfälscht und ursprünglich.

Die rund 1.000 Gäste vom Degerloch (mit Unterstützung aus Regensburg und Linz)  trugen ihren Teil durchaus dazu bei und läuteten das Spiel mit einer gelungenen Pyroshow nebst blauen Luftschlangen  ein, während auf Heimseite (mit Unterstützung aus Metz) ein „Nur der SVE-Transparent“ hochgezogen wurde. Nicht wenige hofften sicherlich auch hier mit etwas anschließendem Pyroeinsatz, der aber ausblieb, sodass objektiv betrachtet das Intro nach Schwaben geht, über das gesamte Spiel aber natürlich Trier die Oberhand behielt und supportmäßig einen starken Auftritt zeigte. Überaus bemerkenswert die phänomenalen Klatschaktionen, bei denen vierstellige Mitmachzahlen erreicht wurden. Brachial, möchte man sagen!

Auch spielerisch wurden dem Zuschauer 90 Minuten (plus x) Kurzweil geboten. Die Kickers waren über weite Strecken die bessere Mannschaft und konnten mehr Gefahr vorm gegnerischen Tor entfachen, allein der Ball wollte nicht hinter die Linie und eine gelb-rote Karte für Captain Niko Blank in der 30. Minute schwächte die Gastmannschaft zumindest quantitativ. Zu sehen war diese Ungleichverteilung jedoch spielerisch nicht, sodass sich beide Teams mit einem 0:0 in die Pause retteten.

Auch im Anschluss hieran hatte Trier massive Probleme damit, ein Gegentor zu vermeiden und konnte sich erst in Minute 72 etwas Luft verschaffen, als die Stuttgarter Truppe sich durch eine weitere Gelbrote weiter dezimierte.

Dass es jetzt für die Kickers schwer werden würde, war wohl jedem klar und so fiel wenig überraschend das heftig umjubelten 1:0 durch Robin Garnier. Die meisten waren sich sicher, dass es das jetzt gewesen sein muss. Aber Pustekuchen, in der 93. Minute gleicht Stuttgart überraschend aus, wobei der Schiri noch 2 Minuten Spielzeit anzeigt. Alter, wird’s nochmal eng?

Für den Bruchteil einer Sekunde ist es dann mucksmäuschenstill als Stuttgarts Spieler kurz vor Abpfiff noch einen Hochkaräter vergibt.

Puhhh, Wahnsinn. Was wäre hier los gewesen, wenn der Ball reingegangen wäre? Kaum auszudenken.

Aber so erschallte wenig später der erlösende Schlusspfiff, der alle Dämme brechen ließ. Niedergeschlagenheit aber Gefasstheit im Gästeblock, Euphorie und Platzsturm auf Heimseite.

Nach diesem also überaus emotionalen Spiel verabschiedete ich mich noch fix von den beiden Schweizer Top-Lads, während es wenig später heimwärts ging.

Alle im Auto Anwesenden waren der Meinung, einen geilen Fußballabend erlebt zu haben und so ging es ohne Staus oder sonstige Ärgernisse in etwa 4 Stunden zurück ins schöne Emsland.

Glückwunsch Eintracht Trier zum Aufstieg!