FC Spartak Trnava – SK Slovan Bratislava    4:2 n. E.

15.04.2025

Stadion Antona Malatinskeho

Slovensky Pohar (Rückspiel)

Zuschauer: 10.123 (ca. 800 Gäste)

 

 

Die Woche vor Ostern sollte doch tatsächlich für meine bessere Hälfte und mich zwei Spiele bereit halten, die alleine von den Namen her doch so einiges an Attraktivität and Action  versprachen. Spiel Nummer 1 war das Halbfinale-Rückspiel in der Slowakei zwischen Spartak Trnava und Slovan Bratislava.

Diese Paarung ist nicht irgendeine Paarung, denn einerseits spielen hier die zwei erfolgreichsten Clubs des Landes (Trnava 6 Meistertitel, Slovan gar derer 30, wobei jeweils die Meistertitel zu Zeiten der Tschechoslowakei mitgerechnet wurden), anderseits ist es wahrhaftig ein Derby, da beide Städte nur ca. 50 Kilometer voneinander trennen.

Als Sahnehäubchen verfügen beide Vereine über eine stattliche Fan- bzw. Ultra-/Hoolszene, sodass alle „Vorzeichen“ auf lohnenswert standen, gerade auch, weil Slovan fahren durfte, das Derby ergo mit Gästen stattfinden konnte, was in der Vergangenheit wohl auch nicht immer der Fall war.

Wir wählten daher die Flugverbindung Köln/Bonn-Wien, von wo es via Airport Schwechat mit einem via Flixbus gebuchten 8er-Bulli in knapp 2 Stunden nach Trnava ging.

Praktischerweise gibt es direkt im Stadion integriert ein Hotel mit dem wenig einfallsreichen, aber eben passenden Namen „Hotel Arena“, in welchem sogleich ein Zimmer bezogen wurde. Lustigerweise bietet diese Herberge sogar zwei Zimmer, aus denen man auf dem Bett liegend ins Stadion glotzen kann. Ob diese allerdings bei Spieltagen verfügbar sind, steht auf einem anderen Blatt. Heute waren beide jedenfalls nicht bezogen, kurioserweise schaute sich später eine Hotelangestellte auf dem Bett sitzend (und ja, völlig bekleidet; was denkt ihr denn?) die erste Halbzeit an.

Etwas Zeit blieb uns noch bis zum Anpfiff um 18 Uhr und so wurde mal durch angrenzende Stadtzentrum geschlendert. Trnava fällt mit seinen gut 60.000 Einwohnern eher in die Kategorie „Kleinstadt“ und somit ist die Innenstadt auch schnell abgelaufen. Ganz nett ist es hier aber in jedem Fall, denn viel Grün und viele Lokalitäten, die im Sommer sicherlich zahlreiche Tische und Stühle nach draußen stellen, verschaffen der Kleinstadt einen durchaus positiven (ersten) Eindruck.

Da wirken die zahlreihen martialisch ausgerüsteten Cops, die grimmig auf die mehr und mehr gen Stadion ziehenden „Spartianer“ blicken, in dieser eigentlich so provinziellen Idylle sehr fehl am Platz.

Jedenfalls aber ist Sicherheit heute das oberste Gebot, denn auch Slovan darf wie gesagt mit  ca. 800 Leuten anreisen, wovon auch entsprechend Gebrauch gemacht wird. So ist die Kulisse trotz nicht ausverkauften Stadions zu Anpfiff sehr gut, der 2:1 Sieg Slovans aus dem Hinspiel ist eine solides, wenngleich nicht allzu dickes Polster.

Alles ist heute Abend noch möglich und so eröffnet die Heimkurve mit einem argentinisch anmutenden Intro den Pokalfight. Schwarzrote Plastikbahnen, Wurfrollen, Papierschnipsel und etwas Rauch ergeben ein optisch ansprechendes Bild und auch der Support lässt eigentlich keine Wünsche offen, so ist er doch über die gesamte Spielzeit sehr geschlossen und sehr laut.

Ähnlich sieht es auf Seiten der Gäste aus, der Mob ist gut aufgelegt und liefert bei typisch osteuropäischem Liedgut eine nahezu 100%-Mitmachquote. Gesanglich werden dabei auch die Freund von Wisla Krakow  und Ruch Chorzow gegrüßt, ohne dass die ein oder andere Zaunfahne auf heutigen Besuch aus Polen hinweist. Etwas Pyro gibt es auf beiden Seite ebenfalls in der zwoten Hälfte, wenngleich die ganz große Pyroorgie ausbleibt.

Spielerisch bot das Ding hier heute Abend eigentlich auch alles, was ein Pokalhalbfinale so ausmacht. Spartak geht in Minute 35 durch Mikovic in Führung, ehe nur zwei Minuten später Slovans Guram Kashia wieder auf unentschieden stellt.

Bis zur 90 Minute sieht also alles so aus, als ob der Rekordmeister auch in diesem Jahr ins Finale einzieht, ehe Trnava in der 90 Minute die erneute Führung erzielt, was einerseits den Heimmob gut ausrasten lässt und andererseits in die Verlängerung führt, die wiederum torlos bleibt, sodass die Entscheidung für die Hausherren erst im Elfmeterschießen fällt.

Völlige Ausgelassenheit auf der einen Seite, recht große Enttäuschung auf der anderen, wobei am Ende nach Spielschluss doch alles ruhig bleibt, das Konzept der Cops also aufzugehen scheint.

Wir waren jedenfalls vollends zufrieden und gratulieren daher Spartak Trnava zum Einzug ins Finale, wo schon am 1. Mai Titelträger MFK Ruzomberok wartet.