FC Viktoria 1889 Berlin  - VfB Auerbach 3:2

03.10.2020

Stadion Lichterfelde

Regionalliga Nordost

Zuschauer: 431 (ca. 15 Gäste)

 

 

 

Am nächsten Morgen konnte es gemächlich angegangen werden und nachdem ein paar Ecken vom Hotel entfernt lecker bei nem Bäcker gefrühstückt wurde, wurde einfach mal losgelaufen. Einfach mal ziellos treiben lassen und die Stadt zu Fuß erkunden ist immer noch der beste Weg, um unterwegs zu sein.

Ok, um ehrlich zu sein, ein Ziel hatten wir doch schon irgendwie und hielten uns immer in südlicher Richtung, da um 13:30 Uhr im Stadion Lichterfelde im gleichnamigen Südberliner Bezirk angepfiffen werden sollte. Wie riesig diese Stadt dann doch ist, wurde uns irgendwann nach etlichen Fußkilometern bewusst, sodass die restlichen Kilometer mit der S-Bahn bewerkstelligt wurden, ehe das Stadion vor uns auftauchte.

Die Himmelblauen spielen bis dato eine krasse Saison und grüßen mit 27 Punkte aus 9 Spielen von der Tabellenspitze. Trainiert wird die Truppe übrigens von einem gewissen Benedetto Muzzicato, welcher in der Saison 2005/2006 mal das Trikot meines geliebten SVM trug und anschließend noch ein bisschen in Oberneuland oder auch bei den hässlichen Oldenburgern gegen den Ball trat.

Aber woher kommt dieser krasse Erfolg?

Nun, leider spielt auch hier das liebe Geld eine gewichtige Rolle, denn seit dem Frühjahr 2019 engagieren sich die Unternehmer-Brüder Tomislav und Zeljko Karajica aus Hamburg bei Viktoria als Investoren. Sie besitzen mehrere Unternehmen in der Bau-, Finanz- und Immobilienbranche und sind die Gesellschafter bei Viktoria und bei Austria Klagenfurt in Österreich. Zudem unterstützen sie die Basketballer der Hamburg Towers.

Sowas finde ich ja immer so semi-geil, jedenfalls versucht man anscheinend ernsthaft hier sowas wie die dritte Kraft im Berliner Fußball zu etablieren. Das haben in der Vergangenheit auch schon andere versucht und dabei mehr oder minder gescheitert (#BerlinUnited).

Die Saison ist zwar noch sehr lang, aber wer weiß, wer weiß, vielleicht gibt es ja in der kommenden Spielzeit ein Wiedersehen mit den blauweißen Emsländern. Gefallen hat es mir hier jedenfalls außerordentlich gut, da trotz etwas nerviger Laufbahn das Stadion ganz nett ist, der Himmel heute nahezu die Farbe des Heimteams hatte und zusätzlich mit knapp 25 Grad frohlockte und das Bier nach selbstauferlegter vierwöchiger Alkohol-Abstinenz bemerkenswert gut schmeckte, sodass ich in Halbzeit zwei schon gut einen in der Krone hatte (meine Frau übrigens auch). Allerdings blieb die Zuschauerzahl dann doch etwas hinter den Erwartungen. Trotz Corona wären mehr Tickets absetzbar gewesen und da verwundert es schon, dass sich bei feinstem Wetter und angesichts bisherigem Saisonverlaufs „nur“ 431 Zuschauer einfinden.

Die, die gekommen waren, verlebten jedoch einen coolen Fußballnachmittag, an dem der Favorit nichts anbrennen ließ und weitgehend mühelos einen Sieg vom Platz trug, der trotz 3:0 Führung dann jedoch fast noch hergeschenkt wurde, weil man sich zum Ende hin dann doch etwas zu sicher fühlte.

Wir machten uns nach Abpfiff dann auf den Rückweg zum Hotel, wo n Stündchen gechillt wurde, ehe es nochmal ein wenig durch die Straßen Berlins ging. Am Brandenburger Tor und vorm Reichstag fanden irgendwelche Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen statt, als meine Frau und ich nahezu als einzige mit Maske den Weg durch die Menschen bahnten, ernteten wir übelst böse Blicke und ich schloss einen plötzlich entfachenden Faustkampf nicht gänzlich aus.

Aber im Ernst, sicherlich kann man über Sinn und Zweck mancher Maßnahmen diskutieren, aber was die Redner hier an geistigen Ergüssen von sich gaben, war dann wirklich sehr krude und hinterließ irgendwas zwischen Kopfschütteln und Schmunzeln. Ich sage es ja immer wieder – zu viele Bekloppte in dieser Stadt unterwegs.

Ansprechender war dann noch das abendliche Essen am Gendarmenmarkt inklusive Lightshow des „Berlin leuchtet-Festivals“, ehe man irgendwann doch recht fertig ins Bettchen stolperte und verwundert feststellte, dass man doch tatsächlich insgesamt 19,3 km zu Fuß absolviert hatte.

Gute Nacht!