SV Waldhof Mannheim 07 – SV Meppen 0:0
28.05.2017
Carl-Benz-Stadion
Relegation
zur 3. Liga (Hinspiel)
Zuschauer: 24.186 (ca. 2.000 Gäste)
Stolz!
Dieses eine
Wort beschreibt es wohl ganz gut, was man nach Abpfiff empfand. Stolz auf die
wahnsinnig kämpferische Leistung der sympathischen Truppe im Glutofen Carl-Benz-
Stadion und stolz auf die Anhängerschaft, welche heute ein feines Gespür für
die Stimmungslage auf dem Platz zeigte und bedingungslos hinter der Mannschaft
stand.
Aber von
vorne: Heute also war es dann so weit, Schluss mit all der Warterei an den so
vielen ereignislosen Tagen seit uns Waldhof als Gegner zugelost wurde. Tag für
Tag wuchs die Anspannung, Whattsapp lief auf dem Handy heiß, nahezu im
Tunnelblick und immer ein bisschen mit der Angst, dass alles nur ein Traum sei
und man jederzeit aufwachen könnte, um festzustellen, dass wir nur Tabellenzehnter
geworden sind und tatsächlich der VfB Oldenburg Meister geworden ist.
Aber nee,
man wacht nicht auf, da es eben kein Traum ist sondern lupenreine Realität,
wobei ich gestehen muss, dass ich dieses grandiose, so alles dominierende
Saison immer noch nicht ganz greifen kann und mir alles noch irgendwie utopisch
verkommt.
Und jetzt
Relegation-Hinspiel, you bloody hell!
Über den
Unsinn dieser Regelung wurde sich ja an ganz verschiedenen Stellen schon zu
Haufe ausgelassen und man könnte dies stundenlang fortsetzen, ändern wird sich
damit für dieses Jahr leider nichts.
Also stellen
wir uns dieser unsäglichen Regelung, durch die in jedem Fall ein Traditionsclub nach zwei Spielen auf
der Strecke bleibt, ganz egal wie erfolgreich die mehr als 30 Spiele zuvor
liefen. Absurdität in Reinform!
Nach
natürlich viel zu kurzer Nacht fand sich der Schreiber dieser Zeilen mit einer
Horde Gleichgesinnter am Abfahrtsort der Busse ein, denn ein Großteil der
Anhängerschaft wählte den Bus als Transportmittel in die Quadratstadt.
Letztlich
setzten sich zwischen 5:00 und 5:30 16 Busse, ungezählte Bullis und Autos in
Bewegung Richtung aufgehender Sonne und es hatte das magische Gefühl längst
vergangener Zweitligazeiten, an jeder beliebigen Raststätte südlich von Köln
auf blauweiße Reistruppen zu treffen.
Leicht
irritiert wie auch amüsiert nahm man bereits Tage zuvor aus Mannheim recht
große Töne zur Kenntnis. So tönte zum Ex-Waldhoftrainer Kenan Kocak in der
lokalen Presse, dass Mannheim in jedem Fall diesmal den Aufstieg schaffe, da Lotte
(das im letzten Jahr in der Relegation gegen Mannheim siegte) drei Klassen
stärker als Meppen sei. Ok, diese Meinung hatte er wohl exklusiv und sie ja
mittlerweile auch kleinlaut wieder revidiert. Schwachkopf! Auch Waldhof-Spieler Marcel Seegert ließ
verlauten, dass „Meppen nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist, wenn wir die
einkesseln und Druck machen“.
Hochmut
kommt ja wie alle wissen vor dem Fall und so scheint der Druck in Mannheim nach
der verpatzten Relegation im letzten Jahr immens groß zu sein, daher gibt man
sich scheinbar in den Medien gekünstelt selbstbewusst, um diesem Druck irgendein
Ventil zu schaffen, komme es auch noch so unseriös rüber.
Wäre ich
jetzt beim Doppelpass-Stammtisch, müsste ich 5 Euro ins Phrasenschwein werden,
aber die Wahrheit liegt natürlich tatsächlich auf dem Platz.
Und genau dort
trafen sich heute die Spieler und Verantwortlichen zweier großer
Traditionsclubs samt deren 24.186 Anhänger, wovon knapp 2.000 Karten für den
Gästebereich gefordert wurden.
Und genau
dort, nämlich auf dem Platz, ging es nachdem Mannheim mit einer entsprechenden
Choreografie dem ganzen einen würdigen Rahmen verliehen hatte, von der ersten
Sekunde an von beiden Teams voll drauf.
Meppen direkt
in der Anfangsphase mit zwei Großchancen, direkt im Anschluss Schrecksekunden
auf der Gegenseite. So ging es eigentlich pausenlos rauf und runter, wenngleich
ich auch ohne blauweiße Brille leichte Vorteile im Spiel der Emsländer erkennen
möchte. Bitter dann die 44. Minute, nachdem sich unser Kapitän Martin Wagner
bereits eine Minute zuvor Gelb abholte erneut im Mittelfeld hinlangt und mit
Gelbrot vom Platz geht. So unnötig wie bitter, denn die zweite Halbzeit steht
noch komplett bevor.
Halbzeitpause,
Kräfte sammeln.
Was! Für!
Eine! Intensive! Partie!
Wiederanpfif.
Nicht wenige im Gästebereich ahnten nun Böses kommen, aber jeder in der
Mannschaft fightet defensiver
ausgerichtet wie besessen um jeden Ball und versucht hier und da Konter zu
setzen. Bei einem dieser kloppt Mannheims Nennhuber in der 80. Minute Born von
den Beinen und sieht folgerichtig Rot. Kräfteverhältnis wieder ausgeglichen,
dennoch drängt Mannheim mehr und mehr aufs Tor, aber irgendwie geht der Ball
drüber, daneben oder ein Fuß, Bein, Knie etc. ist immer dazwischen.
Was für eine
ne Dramatik, was für eine Schlussphase, in der auch der Gästemob merkt, dass er
heute als mehr als jemals zuvor seinen Teil zur Unterstützung der Mannschaft
leisten kann und muss.
Voller
Inbrunst und Stolz wurden die Gesänge angetrieben von zwei Vorsängern gen Platz
getragen und nicht selten blickte der Heimanhang überrascht herüber, so als
wisse nun auch der letzte Mann, dass man diese Veranstaltung in jeder Hinsicht
unterschätzt haben dürfte.
Der
Schlusspfiff brachte dann die Erlösung. Das 0:0 wird als Erfolg gewertet und
ist keine angenehme, wenngleich aber durchaus machbare Basis fürs Rückspiel.
Völlig fertig und voller Endorphine und nachdem sich die Mannschaft für die
starke Unterstützung bedankt hatte ging es irgendwann in die Busse und zurück
in den Nordwesten.
Freunde der
gepflegten Riots gingen heute weitgehend leer aus, da es bis auf einen kleinen
Zwischenfall, der eine defekte Busscheibe zur Folge hatte, kaum
Berührungspunkte zwischen beiden Fanlagern gab. Ob das alles entscheidende
Rückspiel ähnlich gesittet über die Bühne geht bleibt abzuwarten.
Voran SVM!! Noch ein Sieg bis zum Ziel!!!